Die DDR als Antifa-Staat, stimmt das? Zur Entnazifizierung in der DDR

Die DDR sah sich als Erbin der Opfer bzw. des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten; die BRD wurde in diesem Verständnis zur Erbin des Deutschen Reiches. Das ist nicht ganz falsch. Aber es ist auch wirklich nicht richtig. Was stimmt: Viele Nazis wurden lieber von Amerikanern oder Briten gefangen genommen, weil sie von den Verbrechen der Deutschen in Osteuropa und der Sowjetunion wussten und daher Richtung Westen flohen. In Westdeutschland waren daher mehr „wichtige“ Nazis als im Osten. In beiden Zonen waren nach dem Krieg zunächst die Alliierten mit der Verfolgung von Nazitätern befasst. Erst nach der Gründung der beiden deutschen Staaten konnten diese selber Prozesse führen. In der DDR waren das v.a. die Waldheimer Prozesse im Jahr 1950. Aber dann wurde es auch in der DDR still um die Nazis, die noch im Land lebten. Bereits ab 1946 waren etwa 10% der Mitglieder der DDR-Staatspartei SED vorher bei der NSDAP Mitglied gewesen. Wie im Westen konnten die meisten Ärzt*innen, die während des NS an Verbrechen beteiligt waren, einfach weiterarbeiten. In den 1980ern begann die Staatssicherheit, der Geheimdienst der DDR, gezielt ehemalige Nazis als Spitzel bzw. inoffizielle Mitarbeiter anzuwerben, und zwar in beiden deutschen Staaten.